Ein paar Dinge, die uns wichtig sind

Der ÖTV-Kidstennis Leitfaden folgt einigen zentrale Leitsätzen, die in der Ausbildung der Kinder unbedingt berücksichtigt werden sollten.

"Vielseitiges Spielen - Keine Frühspezialisierung!"

Erkenntnisse der Spielsportforschung und der Entwicklungspsychologie belegen, dass ein tennisspezifischer Unterricht im Kindergarten- und Vorschulalter keinesfalls entwicklungsgemäß ist. Viel wichtiger ist es, dass Kinder in diesem Alter vielseitig und auch unangeleitet spielen und dadurch implizit wichtige motorische Grundlagen und elementare Ballfertigkeiten erlernen, wie sie zum Beispiel durch das wissenschaftlich evaluierte Konzept der Ballschule Heidelberg in Form der Mini-Ballschule vermittelt werden. Eine Vielzahl an Beispielen belegen, dass erfolgreiche Athlet:innen in ihrer Kindheit häufig zunächst vielseitige motorische Erfahrungen gesammelt haben und sich erst später spezialisiert haben.

"Tennis ist ein Spiel und muss auch so vermittelt werden!"

Tennis ist ein SPIEL, dass möglichst von Anfang an von den Kindern auch gespielt werden soll. Erleichtert wird dies durch Spielbedingungen, die den körperlichen Voraussetzungen der Kinder und ihren motorischen Fertigkeiten entwicklungsgemäß angepasst werden müssen. Kleinere Spielfelder, langsamere und weniger hoch abspringende Bälle und kürzere, leichtere Schläger bieten optimale Voraussetzungen für das gemeinsame Spielen und Matchen der Kids von Beginn an. Verfügen die Kinder über jene Spielkompetenzen die ihnen ein spielen mit- und gegeneinander ermöglichen, stellt dies den Türöffner für das freie und unangeleitete Spielen dar, welches den Kindern neue Entwicklungsmöglichkeiten bietet.

"Angepasste Spielfeldgrößen, Bälle und Schläger fördern die Spielentwicklung!"

Die richtige Spielfeldgröße, sowie die angepasste Netzhöhe bilden in Verbindung mit dem richtigen Ball und einer bestmöglich an die Körperhöhe des Kindes angepassten Schlägerlänge eine sinnvolle Einheit und damit die Grundlage für die spielerische Entwicklung der Kinder. Die kleineren Spielfelder ermöglichen realistische Laufwege zum Ball und nach dem Schlagen wieder zurück. Die leichteren Rackets und die weniger hoch abspringenden Bälle begünstigen die Umsetzung der erlernten Schlagtechniken und begünstigen von Beginn an das Spielen der Kinder mit- und gegeneinander.

"Entwicklungsgemäße Trainingsumfänge und -inhalte!"

Ein großes Problem im Kindertennis stellen die unzureichenden Trainingsumfänge dar. Zudem beschränkt sich das Tennisspielen in den meisten Fällen ausschließlich auf das Training. Wie in anderen Sportarten üblich, sollten Kinder auch im Tennis mindestens zweimal pro Woche ein Training besuchen, frei spielen und regelmäßig an kurzweiligen Wettbewerben teilnehmen. Bei entsprechenden Ambitionen, ab etwa 8 Jahren, sollte der Trainingsumfang sinnvoll weiter gesteigert werden. Neben dem tennisspezifischen Training muss unbedingt in gleichem Umfang auch auf die athletische und koordinative Ausbildung der Kinder geachtet werden. Auch das Engagement der Kinder in einer zweiten Sportart sollte in jungen Jahren gefördert werden.

"Red-Orange-Green: Entwicklungsmöglichkeiten nutzen"

Seit vielen Jahren sind die Spielbedingungen in Bezug auf die Spielfeldgröße, Netzhöhe, Bälle, etc. für die verschiedenen Altersklassen klar definiert. Die Kinder durchlaufen also, je nachdem wann sie beginnen an Wettbewerben teilzunehmen, die unterschiedlichen Spielklassen. Das bedeutet neue Fertigkeiten zu erlernen, sich an die neuen Spielbedingungen anzupassen und diese schließlich sicher im Spiel anzuwenden. Wichtig für die langfristige Spielentwicklung der Mädchen und Burschen ist aber die weitere Optimierung dieser Fertigkeiten. Das bedeutet, den Platz auszureizen und das gesamte Spiel- und Schlagrepertoire im Spiel einsetzen zu können. Bedauerlicherweise werden diese Entwicklungsmöglichkeiten viel zu wenig genutzt und die Defizite auf die nächste Platzgröße mitgenommen.

"Spiel(er)entwicklung statt Ranglistenentwicklung!"

Die Spiel(er)entwicklung muss in diesem Alter klar im Vordergrund stehen! Natürlich ist die regelmäßige Teilnahme an Wettbewerben auch wichtig. Ergebnisse und Ranglistenplatzierungen der Kinder sollten es aber in keinem Fall sein! Viel wichtiger ist es, dass Kinder motiviert werden ihre spielerischen Fertigkeiten immer weiter zu entwickeln. Sie müssen lernen eigene Entscheidungen im Spiel zu treffen und darin bestärkt werden neue Dinge auszuprobieren, ohne Angst vor dem Misserfolg oder den möglichen Konsequenzen einer Niederlage zu haben. Wer sich immer in seiner Komfortzone bewegt, wird sich langfristig nicht weiter entwickeln.