Der sportspielübergreifende Einstieg!

Kinder kommen heute oft wesentlich früher in die Vereine oder Tennisschulen, als dies noch vor vielen Jahren der Fall war. Nicht selten sind die Kinder erst drei oder vier Jahre alt. Ein tennisspezifisches Training in kleinen Gruppen macht für Kinder in diesem Alter erfahrungsgemäß aber nur wenig Sinn und entspricht auch in keinster Weise dem Erlebnisbedürfnis der Mädchen und Burschen dieser Altersgruppe.

Viel notwendiger ist es Kinder im Kindergarten- und Vorschulalter zunächst vielseitg auszubilden wie dies auch im Long Term Athletic Development Modell*, gefordert wird. Der Entwicklungszeitraum bis etwa zum sechsten Lebensjahr wird hier als "ACTIVE START"-Phase bezeichnet.

Die spielerische und freudbetonte Vermittlung von motorischen Basiskompetenzen* muss also unbedingt in den Mittelpunkt der Ausbildung der Kinder in diesem Entwicklungsabschnitt gerückt werden. Die Kinder müssen motorisch und auch kognitiv auf die Anforderungen des Tennissports vorbereitet werden. Dazu zählt auch die Vermittlung elementarer Ballfertigkeiten* wie Werfen, Fangen, Prellen, Dribbeln, Kicken oder Schlagen, die früher fester Bestandteil der Alltagsmotorik waren und von den Kindern im vielseitigen Spielen meist unangeleitet erworben wurden. Mit anderen Worten: Die Kinder sollen zunächst spielen lernen bevor sie sportartspezifisch in den Vereinen und Tennisschulen trainiert werden!

Die Annahme, sich in diesem Zeitraum einen wesentlichen und nachhaltigen Vorsprung für später erarbeiten zu können, ist ein häufiger Irrtum. Eine Vielzahl an Beispielen belegen, dass erfolgreiche Athlet:innen in ihrer Kindheit häufig zunächst vielseitige motorische Erfahrungen gesammelt, sich auch in anderen Sportarten intensiv engagiert und erst später spezialisiert haben. Ein zentrales Prinzip der Ballschule Heidelberg* bringt es auf den Punkt: „Kinder sind Allrounder und keine Spezialisten!“

Verlust der Straßenspielkultur

Vom Gründer der Ballschule Heidelberg*, Prof. Dr. Klaus Roth, wurde der Begriff der Straßenspielkultur geprägt. Tatsache ist, dass es die vielseitige, natürliche Ballschule der Straßen, Parks und Höfe bedauerlicherweise so gut wie nicht mehr gibt. Damit gehen leider auch kindgerechte, vielseitige und freudbetonte motorische Erfahrungen mit und rund um den Ball verloren, die früher von Kindern unangeleitet beim Spielen erworben wurden.

Unangeleitetes Spielen, also ein Spielen ohne Instruktionen und ständige Korrekturen durch Eltern oder Trainer:innen, ist aber für die Entwicklung der Kinder unerlässlich. Kinder passen die Anforderungen im Spiel meist intuitiv an ihr eigenes Leisungsvermögen an. Sie werden dabei kreativ und entwickeln eigene Lösungskompetenzen für ihre Spielaufgaben.

Für den Erwerb vielseitiger motorischer Erfahrungen und elementarer Ballkompetenzen* im Kindergarten- und Vorschulalter, ist keinesfalls ein Tennisverein oder eine Tennisschule erforderlich. Unerlässlich ist hingegen ein Umfeld, dass Kindern ausreichend Möglichkeiten bietet zu spielen und sich zu bewegen.

Alle mit * markierten Begriffe werden im Glossar (siehe Button) näher erklärt.