Im Zuge meines Besuches nahm ich zuerst die Einladung von Thomas Kargl wahr. Er trainiert privat mit einer Gruppe junger oberösterreichischer Talente in Enns. Seine Erfolge zeigen, dass er gute Arbeit macht und auch im Gespräch mit ihm wurde mir das Bild eines engagierten und kompetenten Trainers vermittelt. Für Privattrainer ist es natürlich nicht immer einfach, Prioritäten festzulegen. Man ist doch sehr von wirtschaftlichen Fragen abhängig und von den Anforderungen, die sich für den Trainer durch die Gesamtheit seiner SpielerInnen ergeben. Will man die Tennisschule wirklich professionell betreiben und geht den Weg des geringsten wirtschaftlichen Risikos, kann man sich nicht voll auf die Talente konzentrieren und ist unzufrieden mit der eigenen Leistung.
Kargl hat sich für den sportlich attraktiven aber auch finanziell riskanteren Weg entschieden. Ich wünsche ihm, dass er damit in jeder Hinsicht Erfolg hat, denn ich habe einen sehr guten Eindruck von seinen Qualitäten gewonnen. Natürlich bin ich froh über solche Trainerpersönlichkeiten in der österreichischen Tennislandschaft, glaube aber auch, dass konsequent und professionell arbeitende Privattrainer gute Chancen haben, sich zu etablieren.
Nach dem Besuch bei Thomas ging es weiter nach Linz in das Leistungszentrum des OÖTV.
Ich wusste bereits aus Gesprächen mit dem Präsidenten dieses Landesverbandes, Dir. Robert Groß, dass es im Linzer Leistungszentrum einer Konzentration der besten Kräfte ab U14 gibt.
Die Infrastruktur bietet jedenfalls optimale Trainingsmöglichkeiten für die Jugendlichen. Im Winter stehen täglich 2 Supremeplätze zur Verfügung, im Sommer 5 Sandplätze. Das Linzer Olympiazentrum, gleich neben der Tennishalle, bietet alle Möglichkeiten der Trainingsoptimierung. Die Schule ist mit dem Bus, der die Sportler zur Tennishalle und zurück befördert, nur zehn Minuten entfernt. Das Internat befindet sich in einem 4 Sterne- Hotel („Kolping Olympia“), in dem ein Stock nur für die Sportler reserviert ist. Ab 17 Uhr sind dort Erzieher tätig, die auch Pädagogen sind und den Sportlern im Lernbereich helfen können. Ein Speisesaal und ein Aufenthaltsraum sind ebenfalls vorhanden.
Drei sehr erfahrene Tennistrainer, Jürgen Waber, Hannes Pühringer und Hermann Fiala, arbeiten vor Ort mit ihren Schützlingen. Jürgen Waber kümmert sich hauptsächlich um die Spitzengruppe mit Sybille Bammer, Melanie Klaffner, Markus Egger und Thomas Holzmann. Hermann Fiala betreut die jüngere Schülergruppe. Hannes Pühringer kümmert sich um die älteren Schüler; er wirkt auch unterstützend bei den anderen Gruppen mit. Konditionstrainer Markus Berger hat ebenfalls einen sehr guten Eindruck auf mich gemacht. Er zeigte uns eine sehr interessante Konditionseinheit, und ich hoffe, dass er meine Einladung wahrnimmt, auch einmal in der Südstadt eine Einheit dieser Art abzuhalten.
Für die Jugendlich ab 14 sind im LZ Linz sehr gute Bedingungen gegeben, meiner Meinung nach nicht so gut sieht es im Alter bis 14 aus. Die besten Jugendlichen dieser Altersstufe werden mit finanziellen Mitteln direkt gefördert und trainieren ausschließlich privat. Die Eltern müssen also sehr viel Geld in die Ausbildung investieren und daher gehen sicher einige Talente verloren. Vor allem aber hat der Trainerstab des Landesverbandes vor Ort kaum Möglichkeiten, die Ausbildung aktiv mitzugestalten. Daher auch viel zu wenig Einfluss auf die Voraussetzungen, die die Jugendlichen mit 14 haben müssen, wenn sie dann in das Leistungszentrum kommen sollen. Wie anfangs erwähnt, gibt es sicher sehr gute Privattrainer, aber man kann nicht davon ausgehen, dass überall gut gearbeitet wird.
Sollte es dem OÖTV gelingen, das Ausbildungskonzept auch in dieser Hinsicht zu verbessern, ist die Effizienz sicher noch größer.
Insgesamt betrachtet sprechen die Erfolge des Oberösterreichischen Tennisverbandes dafür, dass gute Arbeit geleistet wird. Trainer und Verbandsführung sind seit Jahren ein starkes Team, das auch eng mit dem ÖTV zusammenarbeitet.
Gilbert Schaller