Herr Weindorfer, was waren für Sie die Highlights des vergangenen Jahres?
Sportlich gesehen hat es mich natürlich sehr gefreut, dass zum Schluss der anstrengenden Südamerika-Reise, meine Burschen noch einmal alles gegeben haben und das Jahr erfolgreich beenden konnten. Toll dabei waren der Achtelfinaleinzug von Christoph Steiner beim 50.000 Dollar Challenger in Puebla / Mexiko, wo er den 25-jährigen ATP-Profi Vasilis Mazarakis (GRE/ATP 119) bezwang, sowie der Finaleinzug von Martin Fischer beim 10.000 Dollar Future in Queretaro / MEX. Armin Sandbichler erreichte sein erstes Future Finale beim Austria F6 in Kramsach und Philipp Oswald schaffte als Newcomer des Jahres einen guten Einstieg in die ATP-Wertung. Weiters freut es mich besonders, dass Martin Fischer / Philipp Oswald zu einem hoffnungsvollen Doppel-Team heranwachsen.
Wurden aus Ihrer Sicht die Ziele für 2005 erreicht?
Ja. Die Vorgabe war eine Steigerung in der ATP Rangliste und 100 % Einsatz im Training und bei jedem Turnier. Man darf dabei nicht außer Acht lassen, dass das Frühjahr sehr schwierig war. Alle meine Spieler mussten ohne WC durch jede Qualifikation, kleine Ausnahme davon, waren die Austria-Futures in Salzburg und Tirol. Bei unserer letzten Turnierserie in Südamerika haben alle auch nach 9 Wochen 100 % motiviert und gut gespielt.
Auch im Ranking kann sich das Ergebnis sehen lassen:
Armin Sandbichler steigerte sich um 810 Plätze in der Weltrangliste von 1463 auf 653. Christoph Steiner spielte die meisten Matches und konnte sich nach einer schwierigen Anfangsphase beweisen. Er schaffte es von Rang 1463 auf 778 um 685 Plätze weiter nach vor. Martin Fischer erreichte mit einer Steigerung von 602 Plätzen den Sprung von Rang 1463 auf 861 der Weltrangliste.
Damit sind sie die 3 Österreichischen Spieler mit den größten Sprüngen in der Weltrangliste.
Zusätzlich konnte Philipp Oswald die Wertung "Österreichs Newcomer des Jahres" klar für sich entscheiden. Er begann im November 2004 ohne ATP-Ranking und konnte im heurigen Jahr immerhin 971 Spieler in der Weltrangliste überholen und beendet die heurige Saison auf Rang 849.
Wird sich Ihr Kader im kommenden Jahr verändern?
Ich werde unverändert mit Christoph Steiner (Jg. 86), Philipp Oswald (Jg. 86) Martin Fischer (Jg. 86) und Armin Sandbichler (Jg. 85) weiterarbeiten. Neu dazugekommen ist Stefan Wiespeiner (Jg. 84), der bei uns voll integriert ist und das Bundesheer als HSZ-Soldat absolviert.
Fünf Spieler sind auch das Maximum um den hohen Standard einer Leistungsgruppe nicht zu gefährden und optimale Betreuung garantieren zu können. Unsere Türen stehen aber für interessierte Trainingspartner offen. Ich freue mich auch, wenn uns andere Spieler bei unseren internationalen Turnierstarts begleiten.
Natürlich beobachten wir auch Spieler der Jahrgänge 87 / 88. Ich lege aber sehr viel Wert darauf, dass diese Spieler ganz klar das Ziel haben, international als Tennisprofi ihren Weg gehen zu wollen und unsere Turnierpläne und Visionen teilen.
Wie ist die Stimmung unter den Spielern?
Es herrscht ein sehr gutes Klima, das ich weiter aufrechterhalten möchte. Alle Spieler besitzen viel Teamgeist gepaart mit einer gesunden, sportlichen Rivalität. Stefan Wiespeiner fügt sich gut in unser System ein und wird für das gesamte Team ein wertvoller Spieler sein!
Wie läuft die Vorbereitung für 2006?
Derzeit stehen wir mitten in einem sehr harten, 6-wöchigen Konditionsblock. Pro Woche absolvieren meine Spieler 3 Einheiten Krafttraining, 9 Einheiten Ausdauertraining, 4 Einheiten Koordinations- und Sprungkrafttraining. Mit Ausnahme der ersten 3 Futures ab Mitte Jänner in Salzburg, werden meine Spieler erst dann an Turnieren teilnehmen, wenn sie ihre Vorgaben im körperlichen Bereich erreicht haben.
Was sind die Sportlichen Ziele für 2006 und welche Turnierteilnahmen sind geplant?
Ich bin davon abgekommen, exakte Rankingziele vorzugeben. Selbstverständlich erwarte ich mir eine deutliche Steigerung im ATP Entry Ranking. Der eine oder andere Future- Turniersieg ist absolut realistisch. Zusätzlich werden wir uns bei mehr Challenger Turnieren versuchen.
Ein exakter Turnierplan steht noch nicht fest, beginnen werden wir aber auf alle Fälle mit den Austria-Futures in Salzburg, weiters werden wir auch versuchen alle anderen sechs Futures in Österreich zu spielen und natürlich auch bei den ATP-Events in Kitzbühel, St. Pölten, BA-CA-Trophy Wien und Graz teilzunehmen. Den Herbst kann ich mir wieder gut mit einer längeren Turnierreise nach Südamerika oder Asien vorstellen.
Wie sehen Ihre Visionen für den österreichischen Tennissport 2006 und für die weitere Zukunft aus?
Hier in der Südstadt wird gut und sehr professionell gearbeitet. Ganz wichtig ist meiner Meinung nach, dass aus den Fehlern des ersten Jahres viel gelernt wurde. Das soll bitte nicht als Schuldzuweisung verstanden werden. Es ist nie möglich, von Anfang an alles 100%ig richtig zu machen.
Jeder Leistungssport ist in erster Linie auf die jungen, nachkommenden Talente angewiesen. Deshalb ist die Nachwuchsarbeit so wichtig. Im speziellen meine ich, dass schon mit 8-10 jährigen spielerisch, aber mit professioneller Betreuung an den koordinativen Fähigkeiten gearbeitet werden muss. Aus einem Pool von sagen wir 80 Kindern würden schätzungsweise 2 bis 3 Talente pro Jahrgang mit einer hervorragenden Grundlagenausbildung hervorkommen. Leider gibt es derzeit zu wenig gute Trainer, die sich mit der professionellen Ausbildung der 8-10 jährigen beschäftigen. Ein Vorbild dafür könnte das Musterland Steiermark werden.
Die Initiative dafür muss aber auch von den Privatpersonen, sprich Eltern ausgehen. Kinder im Alter von 8-13 Jahren von zu Hause weg zu nehmen und in ein weit entferntes Leistungszentrum zu stecken wäre der falsche Weg. Es müsste mehrere lokale Zentren geben, wo Kinder die Möglichkeit bekommen, pro Woche ca. 4 Einheiten Koordinationstraining zu absolvieren. Dabei meine ich allgemeines und nicht sportartspezifisches Koordinations- und Geschicklichkeitstraining. Ab einem Alter von 14-15 Jahren sollten die Jugendlichen aber in ein oder zwei regionale Leistungszentren zusammengefasst werden, damit eine optimaler Trainingsaufbau mit erfahrenen Trainern möglich wird.
Abschließend wünsche ich meinem Team, aber auch allen anderen heimischen Nachwuchs- und ProfispielerInnen ein erfolgreiches Jahr 2006 und viele Erfolge auf nationaler und internationaler Ebene!
Thomas Weindorfer
Trainer HSZ-Gruppe
bh
ÖTV INSIDE: DIE HSZ-GRUPPE VON THOMAS WEINDORFER
Der 36-jährige Steirer Thomas Weindorfer trainiert mittlerweile seit mehr als einem Jahr die HSZ Leistungsgruppe im BSFZ Südstadt. In folgendem Interview erzählt er über die Erfolge der letzten Saison, den aktuellen Stand seines Kaders und seine Ziele und Visionen für 2006 und die weitere Zukunft.