Grabher wird hingegen mit reichlich Spielpraxis zum Team stoßen und mit einigen Erfolgen: Bei den Australian Open in Melbourne verlor sie erst in der letzten Runde der Qualifikation, im Februar gewann die Vorarlbergerin auf der ITF World Tennis Tour ein W25-Hartplatzevent in Porto (Portugal). „Julia ist also sicher gut in Form und bereit für den Billie Jean King Cup. Auch Sinja hat gute Leistungen gebracht, Ende Jänner bei einem W25-Sandplatzturnier in Kairo ein Finale erreicht“, wusste Maruska. Erstmals unter ihr und erstmals seit 2017 wird Paszek im Kader sein: Die Ex-Weltranglisten-26. hat verletzungs- und erkrankungsreiche Jahre hinter sich, zeigte aber aufsteigende Tendenz. Die Vorarlbergerin erreichte im Jänner bei drei W25-Events in Monastir (Tunesien) zwei Achtelfinals, einmal mit drei Siegen in der Qualifikation. „Sie hat dabei wieder gute Leute geschlagen, die in der Weltrangliste deutlich vor ihr sind“, so Maruska. „Und Melanie hat gerade in Länderkämpfen oft überzeugt und gezeigt, warum sie ein wichtiger Bestandteil des Teams ist. Mit Sinja hat sie heuer in Kairo die Ex-Doppel-Weltranglistenerste Timea Babos besiegt.“
Ziel ist erneuter Klassenerhalt
Eines ist für Maruska klar: „Unser Ziel ist ganz sicher der Klassenerhalt.“ Die beiden Gruppensieger sowie der Sieger des Duells der Gruppenzweiten qualifizieren sich für das Play-off des Billie Jean King Cups im November, die zwei Letzten der beiden Gruppen spielen in einem Kreuzspiel direkt gegen den Abstieg – die zwei Verlierer müssen 2023 mit der Europa/Afrika-Gruppe II vorliebnehmen. Wo man denn etwa stehen wird, fällt jedoch schwer einzuordnen, da die Nominierungen der anderen Nationen noch unbekannt sind. Die meisten Kontrahenten könnten eine oder teils gar zwei Top-100-Spielerinnen ins Aufgebot nehmen, Weltklasse-Spielerinnen wie Anett Kontaveit (WTA 5) aus Estland, die Slowenin Tamara Zidansek (WTA 22) oder Jungstar Clara Tauson (WTA 40) aus Dänemark könnten in der Türkei aufschlagen. „Das sind extrem gute Spielerinnen, und auch die besten Spielerinnen der übrigen Nationen sind außer im Falle der Türkei nur knapp außerhalb der Top 100.“
2020 hatte man durch den Doppelsieg bei der 1:2-Niederlage gegen Griechenland nur knapp den Gang ins Abstiegs-Play-off vermieden, 2022 möchte man sich solch einen Nervenkitzel gerne ersparen. „Zu den Favoriten auf den Aufstieg werden wir, realistisch betrachtet, wohl nicht gehören – aber ich will nichts ausschließen, wenn wir über uns hinauswachsen.“ Maruska wisse um sich „ein sehr kompaktes Team, mit Spielerinnen mit viel Potential. Dass wir in Bestbesetzung sind, ist bei diesem ungewöhnlichen Spielmodus mit überraschend vielen Matches – bisher waren es immer nur drei, vier –, besonders wichtig, das lässt uns mehr Möglichkeiten. Denn es gibt (außer eventuell in der Fünfer-Gruppe) keinen Ruhetag, man hat jeden Tag ein Spiel. Das wird fürs ganze Team eine riesige Herausforderung, mit einer hohen körperlichen Belastung.“ Fixe Teamplätze vergibt Maruska darum nicht: „Julia wird oft ranmüssen, sie ist derzeit unsere beste Spielerin. Sonst muss man sehen, wie’s läuft. Ich werde jeden Tag erst vor Ort entscheiden und versuchen, das beste Team aufzustellen und dabei stets die aktuelle physische Verfassung berücksichtigen.“
Neuer Hauptsponsor Alpstar Medical Products
Maruska freut sich indes bereits „riesig auf den Billie Jean King Cup. Ich habe selbst immer sehr gerne für unser Land gespielt und fiebere dieser Woche entgegen. Es wird sicherlich eine sehr spannende und aufregende Woche“ – die sich auch ÖTV-Sportdirektor und -Davis-Cup-Kapitän Jürgen Melzer vor Ort nicht entgehen lassen wird: „Es wird sehr interessant für mich, weil ich erstmals beim Billie Jean King Cup dabei sein darf. Ich war letztes Jahr als Sportdirektor beim Davis Cup in Innsbruck, somit will ich als solcher auch die Damen dieses Jahr gerne unterstützen. Ich kenne alle unsere Mädchen und werde Marion vor Ort sicherlich ein wenig unterstützend unter die Arme greifen können.“ Das Format mit fünf bis sechs Partien werde „echt ganz etwas Neues. Wir werden sehen, was wir dort erreichen. Aber wenn unsere Spielerinnen in Form sind, müssen wir uns bestimmt nicht verstecken“, meinte der Niederösterreicher.
Auch ÖTV-Präsident Martin Ohneberg wird an den ersten Veranstaltungstagen für einen Tag und eine Nacht nach Antalya fliegen, um die ÖTV-Damen ebenso vor Ort zu unterstützen: „Ich freue mich drauf, nach meiner Davis-Cup-Premiere auch zum ersten Mal in meiner Funktion beim Billie Jean King Cup dabei zu sein. Und es freut mich sehr, dass wir die aktuell besten Spielerinnen aufstellen können, sodass wir in stärkster Besetzung antreten können. Das Ziel ist sicher der Klassenerhalt, aber natürlich würde es mich freuen, wenn unsere Damen einen drauflegen.“ Auftreten wird die ÖTV-Auswahl übrigens unter einem neuen Namen: Alpstar Billie Jean King Cup Team Austria. Mit der Firma Alpstar Medical Products, einem österreichischen Medizinprodukte-Händler, konnte nämlich ein neuer Haupt- und Namenssponsor gewonnen werden, dessen Firmenlogo auch die Teambekleidung der ÖTV-Damen zieren wird. „Wir freuen uns sehr darüber, jemanden zu haben, der unsere Damen unterstützt. Das ist immer sehr wichtig“, so Maruska.