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Bundesliga

IMMOunited Bundesliga: Dramatische Endspiele an die Titelverteidiger Irdning und Linz

Für die Herren von Mauthausen und die Damen von Gastgeber KLC bleibt am Ende der zweite Platz.

Titelverteidigung gelungen: Auch 2022 jubeln die Herren des ATV RE team future Irdning und die Damen des Linz AG Team OÖ. © | GEPA pictures/ Florian Mori

Eine spannende Saison in der IMMOunited Bundesliga hat an diesem Sonntag beim Final Four beim Klagenfurter Leichtathletik Club ihren Höhepunkt erfahren. Nicht nur, weil die Endspiele bei Herren und Damen auf dem Programm standen, sondern ebenso aufgrund deren unglaublich dramatischen Verläufen. Die siegreichen Mannschaften waren jedoch letztlich exakt dieselben wie im Vorjahr: Denn die Herren des ATV RE team future Irdning und die Damen von Linz AG Team OÖ (2021 Kornspitz Team OÖ genannt) haben am Ende eine erfolgreiche Titelverteidigung hingelegt. Die Irdninger besiegten in einer Neuauflage des Vorjahresfinals Union Stein&Co Mauthausen, nach einer bis zum letzten Ballwechsel völlig offenen Begegnung, mit 5:4. Die Linzerinnen schlugen die Gastgeberinnen des KLC nur vermeintlich klar mit 5:2, die Entscheidung fiel aber ebenso erst im Doppel, wo beide Partien im Match Tiebreak an die Oberösterreicherinnen gingen. Alle sechs Matchcourts waren beim Final Four übrigens auf oetv.tv im Livestream zu sehen.

4 Meisterbälle abgewehrt: „Das hat es so noch nie gegeben“
 

Das ATV RE team future Irdning wiederholte seinen Vorjahreserfolg. © | GEPA pictures/ Florian Mori

Der letzte Spieltag in der Saison 2022 in der IMMOunited Bundesliga hatte ungemein viel Klasse, Spannung und Dramatik zu bieten. Ganz besonders im Herrenfinale, das die wohl spannendste Finalentscheidung der Bundesliga-Geschichte verzeichnete. Aber der Reihe nach: Zunächst gingen gleich fünf der sechs Einzelbegegnungen ins Match Tiebreak, und an den Positionen 1, 2 und 4 glückten Mauthausen dabei drei überraschende Siege. Zum einen durch Alexander Erler, der sein Selbstvertrauen als frischgebackener Doppelsieger des ATP-Challengers in Tulln vom Samstag voll mitnahm und die frühere Nummer 39 und aktuelle Nummer 108 der Welt, den Deutschen Peter Gojowczyk, 6:3, 1:6, 10:7 bezwang. Zum anderen durch den Ungarn Gergely Madarasz (ATP 442), der ÖTV-Davis-Cup-Spieler Dennis Novak 6:4, 3:6, 13:11 niederrang. An 4 unterlag der zweite Tulln-Doppelgewinner Lucas Miedler Ex-ATP-Top-50-Spieler Andreas Haider-Maurer 6:3, 4:6, 5:10. Die weiteren Matches gingen hingegen erwartungsgemäß an Irdning: Sebastian Ofner gewann gegen Gabriel Schmidt, der Deutsche Julian Lenz gegen Thomas Statzberger sowie Filip Misolic souverän gegen Dominic Weidinger.

Nach dem verwerteten Matchball brachen bei Irdning alle Dämme. © | GEPA pictures/ Florian Mori

Hiermit stand es 3:3 nach den Einzeln, die Doppel mussten entscheiden. Im Einserdoppel war für Novak/Ofner – den Siegbringern des Halbfinales vom Samstag gegen den Wiener Athletiksport Club – gegen Erler/Schmidt nicht viel zu holen. An drei konnten Miedler und ÖTV-Sportdirektor und -Davis-Cup-Kapitän Jürgen Melzer im zweiten Satz einen Satzball abwehren und ein Match Tiebreak verhindern. So fiel die Entscheidung im Zweierdoppel, wo Irdning mit den starken, deutschen ATP-Profis Gojowczyk/Lenz gegen Madarasz und Ex-Profi Dominic Weidinger eigentlich klar zu favorisieren war. Ausgerechnet hier jedoch spielte sich das große Drama ab: „Wir waren ganz knapp dran, das zu verlieren“ erzählte Irdnings Teamkapitän Erich Reisinger. „Bei 5:9 im Match Tiebreak hatte Mauthausen vier Matchbälle, vier Meisterbälle. Zu diesem Zeitpunkt habe ich schon fast nicht mehr daran geglaubt. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt, und mit Unterstützung des Gegners, der zwei Auflagen bei Matchball vergeben hat, haben wir es noch gedreht. Das hat es so noch nie gegeben. Die Nerven sind blankgelegen“, schnaufte Reisinger nach diesem unfassbaren Krimi durch. Mit 6:7, 7:6 und 12:10 hatten Gojowczyk/Lenz, bei ihrem zweiten Matchball, das bessere Ende für sich und den Club aus der Steiermark, darauf brachen alle Dämme: „Das war gewaltig, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Es gab nur mehr Jubel“, sagte Reisinger, zollte aber auch Mauthausen Respekt für den packenden Finalkampf.

Pühringer trotz Enttäuschung stolz: „Riesenwerbung fürs Tennis“

Reisinger bekannte: „Ich habe gestern schon gesagt, dass das sicher eng wird, aber mir trotzdem gedacht, dass wir’s normal schon irgendwie heimspielen werden. Dass es aber so extrem eng wird, hat keiner erwartet.“ Dass er die Finalchancen mit 50:50 beurteilte, brachte ihm von Mauthausens Mannschaftsführer Hannes Pühringer den leisen Vorwurf des Understatements ein. Dieser sah sein Team hingegen wie viele Experten als krasser Außenseiter, „und das hätte ich alles auch heute so gesagt, nach dem so engen Finale“, bekräftigte Pühringer. „Da spielt eine Vollprofitruppe gegen eine Rumpftruppe (in der Tat musste Mauthausen im Final Four die starken, im Grunddurchgang eingesetzten Ungarn Attila Balazs, Zsombor Piros und – im Gegensatz zum Halbfinale – Fabian Marozsan plus Dominik Aigner vorgeben; Anmerkung). Wir sind heute mit drei Trainern (Schmidt, Haider-Maurer, Weidinger; Anmerkung) und einem Magistratsbeamten (Statzberger; Anmerkung) eingelaufen.“ Reisinger lächelte über das Attestieren der klaren Favoritenrolle nur milde: „Hannes stapelt eben gerne tief.“ Pühringer blieb dabei: „Es ist vieles in unsere Richtung gelaufen, unsere Jungs haben echt brutal gut gespielt. Es ist Wahnsinn, dass Madarasz Novak geschlagen hat, Schmidt gegen einen Ofner mit Satz und Break geführt und auch im Doppel so sensationell gespielt hat, ‚AHM’ (Haider-Maurer; Anmerkung) so gut gespielt hat.“ Und trotzdem sollte es nicht ganz reichen.

Mauthausens Herren durften trotz ungemein bitterer Finalniederlage stolz auf den zweiten Platz sein. © | GEPA pictures/ Florian Mori

Pühringer trauerte der ausgelassenen Chance nach: „Wir waren eigentlich überraschend knapp sogar an einem 4:2 nach den Singles dran. Irdning kann im Doppel dann halt noch einen Melzer reintun. Wir waren aber auch ganz gut aufgestellt, sind im Doppel neuerlich über uns hinausgewachsen. Bloß das I-Tüpfelchen hat gefehlt.“ Und ein paar Zentimeter fehlten: „Von den vier Matchbällen ist uns ein Ball am Netzband hängengeblieben, einer war zwei Zentimeter out. Die hätten wir natürlich machen können, aber man muss auch die Gesamtsituation sehen – die Anspannung war riesig, da ist der Arm etwas schwerer, wenn man die Bundesliga gewinnen kann.“ Und so musste Kapitän Pühringer mit einem lachenden und einem weinenden Auge bilanzieren: „Den zweiten Platz hätten wir vorher auch genommen, aber klar ist es bitter, wenn man so knapp dran war, Matchbälle hatte. Wir sind trotzdem extrem stolz. Die Mannschaft hat brutal gut gearbeitet. Wir hätten es uns verdient. Erich (Reisinger; Anmerkung) meinte hingegen, heute wäre ein X – also ein Unentschieden – verdient gewesen. So ist Irdning wieder Meister. Wir gratulieren ihnen“, erkannte Pühringer fair an. „Das war auf jeden Fall Riesenwerbung fürs Tennis. Allen hat es hier in Klagenfurt extrem getaugt.“

Klagenfurter Heimtriumph „war fast durch“

Das Finale der Damen stand jenem der Herren vor allem auch in Sachen Spannung nicht um vieles nach. An den Positionen 2, 4 und 5 schafften die Damen von Linz AG Team OÖ zwar drei ganz glatte Zweisatz-Erfolge durch die Tschechin Jesika Maleckova (gegen die Slowenin Veronika Erjavec, gegen die sie vor wenigen Tagen bei einem ITF-Damenturnier in Prag noch verloren hatte) sowie die Routiniers Melanie Klaffner (gegen Laura Pasterk) und Betina Stummer (mit ihren 39 Jahren im Generationenduell gegen die 14-jährige Lilli Tagger). An 1 und 3 jedoch schlugen die Gastgeberinnen vom Klagenfurter Leichtathletik Club in zwei der Schlüsselpartien zweimal erst im Match Tiebreak zu, durch die Slowenin Nina Potocnik (gegen Barbara Haas) und Elena Karner (gegen die deutsche Ex-WTA-Top-200-Spielerin Anna Zaja). Und so wurde es mit einem 3:2 für Linz nach den Einzeln „noch knapper als erwartet. Dass es nur 3:2 stand, war für uns sicher ein bisschen unglücklich – und hinten raus ist es im Doppel dadurch richtig spannend geworden. Es hätte danach auch schiefgehen können“, bekannte die Linzer Mannschaftsführerin, Janina Toljan. „Ich bin kurzzeitig schon ein bisschen nervös geworden.“

Bekannte Siegerinnengesichter: Wie im Vorjahr jubelte bei den Damen das Linz AG Team OÖ. ©GEPA pictures/ Florian Mori

Allzu verständlich, denn im Doppel schienen die Klagenfurterinnen gar schon auf bestem Weg, die Titelverteidigerinnen zu entthronen. „Wir haben’s gewusst, dass Linz im Doppel sehr stark ist, sie dort kaum mal Matches verlieren. Aber wir haben dort unsere Chancen gehabt und sie leider verpasst“, trauerte diesen Josko Skugor, der Teamleader der KLC-Damen, nach. „Wir hatten in beiden Doppelmatches im ersten Satz zwischenzeitlich eine 5:3-Führung“, schilderte der Kroate. „Und im Match Tiebreak hatten wir im Einserdoppel, wo Potocnik/Karner gegen Haas/Maleckova gespielt haben, ein 6:3 und im Zweierdoppel mit Erjavec/Pasterk gegen Laura Paar und Klaffner ein 5:1. Wir waren fast durch – doch am Ende ist dann wohl auch die Erfahrung zum Tragen gekommen. Bloß ein paar Punkte nicht konzentriert genug gespielt, dann sind schnell ein paar Fehler da. Und so mussten wir daher den zweiten Platz einnehmen“, vor den Augen des trotzdem sehr begeisterten Heimpublikums und von ÖTV-Vizepräsidentin Elke Romauch. Haas/Maleckova stellten im Spitzendoppel dank eines 7:5, 3:6, 10:7 über Potocnik/Karner den Erfolg der Linzerinnen sicher. Paar/Klaffner machten mit einem 7:6, 2:6, 10:8 über Erjavec/Pasterk ein nur auf den ersten Blick klares 5:2 daraus.

Hirn und Romauch: „Bundesliga-Tennis so wie es sein soll“

Toljan zeigte sich nach der gelungenen Titelverteidigung „stolz auf die Mannschaft“. Die allerdings am Sonntagabend keine Zeit mehr zum Anstoßen auf ihren Triumph fand: „Wir hatten einen langen Tag. Wir haben noch den Ausgang des Herrenfinals abgewartet und dann sind wir gleich in unterschiedliche Richtungen heimgefahren. Wir waren alle jedoch sehr erleichtert.“ Für Skugor und seine Ladies sei es hingegen „blöd gelaufen“ – und das schon im Vorfeld: KLC-Spitzenspielerin Tara Würth musste nämlich aufgrund eines WTA-Qualifikationseinsatzes in Portoroz kurzfristig passen, da der dortige Oberschiedsrichter die 19-jährige Kroatin entgegen der getroffenen Vereinbarung nicht erst spät am Abend spielen habe lassen, erklärte Skugor. Nina Plihal fehlte den Klagenfurterinnen außerdem erkrankungsbedingt. „Es war dennoch ein großer Erfolg für uns“, resümierte Skugor über den zweiten Platz. „Wir haben mit Tagger eine neue, junge Spielerin herausgebracht, mit Karner langsam keine Hoffnungsträgerin mehr, sondern eine Leistungsträgerin. Wir sind sehr zufrieden und stolz.“ An der Spitze der höchsten Spielklasse Österreichs wolle man sich in den kommenden Jahren nun weiter etablieren. Auch der am 1. Oktober startende Bau einer eigenen Tennishalle auf der Anlage soll dabei finanziell künftig behilflich sein.

Trotz des unglücklich verlorenen Endspiels war der zweite Platz für die KLC-Damen ein großer Erfolg. ©GEPA pictures/ Florian Mori

Einzig „auf die komplette Organisation bei uns“ zeigte sich Skugor „noch stolzer“ als auf seine Mannschaft: „Dabei gehen mir die Superlative aus. Es war eine richtige Tennisgala mit extrem vielen Zuschauern. Es war wirklich phänomenal, ein sehr guter Erfolg.“ Dabei waren sich alle einig: „Der Veranstalter war sehr bemüht. Wir hatten bloß am Freitag ein bisschen Pech mit dem Wetter, aber sonst gibt’s da gar nichts zu beklagen. Es war sehr, sehr nett hier, bereits im Vorfeld und auch vor Ort mit Stefan Hirn. Vom Training und den Hotels her war’s auch echt super“, so Toljan. Der angesprochene Stefan Hirn, Moderator, Spielervertreter und Administrator beim Final Four in der IMMOunited Bundesliga, sprach unisono mit ÖTV-Vizepräsidentin Elke Romauch erfreut von einer „absolut gelungenen Veranstaltung. Der KLC hat vorbildlich umgesetzt, was er dem ÖTV versprochen hatte und den Teams schuldig war. Er war ein toller Gastgeber. Es war zudem Bundesliga-Tennis so wie es sein soll, mit Spannung bis zur letzten Minute.“

Hier alle Ergebnisse der IMMOunited Bundesliga 2022.

Das Programm beim Final Four der IMMOunited Bundesliga 2022

Freitag, 9. September 2022
11:00 Uhr, 1. Damen-Halbfinale: Linz AG Team OÖ – TC Bakl Weigelsdorf 5:0
11:00 Uhr, 2. Damen-Halbfinale: KLC – UTC Fischer Ried 5:2

Samstag, 10. September 2022
11:00 Uhr, 1. Herren-Halbfinale: ATV RE team future Irdning – Wr. Athletiksport Club 5:3
11:00 Uhr, 2. Herren-Halbfinale: Union Stein&Co Mauthausen – UTC Sparkasse Radstadt 6:2

Sonntag, 11. September 2022
11:00 Uhr, Damenfinale: Linz AG Team OÖ – KLC 5:2
11:00 Uhr, Herrenfinale: ATV RE team future Irdning – Union Stein&Co Mauthausen 5:4

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