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GILBERT SCHALLER - GEDANKEN 33

Diesmal ein Thema, das dem ÖTV-Sportdirektor ein ganz besonderes Anliegen ist: die Entwicklung seiner SpielerInnen.

Für die meisten neigt sich die Turniersaison dem Ende zu und der Aufbau für das nächste Jahr steht vor der Tür. Wie in jeder anderen Sportart auch ist es im Tennis selbstverständlich, stets an sich zu arbeiten um international konkurrenzfähig zu bleiben oder zu werden.
Zeit dafür zu finden ist bei unserer Sportart oft schwierig, weil die Saison sehr lang ist. Das Angebot an Veranstaltungen ist fast das ganze Jahr über groß, ein guter Turnierplan besonders wertvoll.
Neben der Überlegung, wann es gut wäre Turnierpausen einzulegen und sich zu regenerieren bzw. den Aufbau für die kommenden Aufgaben einzuplanen, ist es auch nicht immer einfach sich zu entscheiden, worauf man bei der Turnierplanung Wert legen soll.
Für die 15- oder 16-Jährigen zum Beispiel ist die Auswahl groß. Vielleicht noch ein Jahr ETA Turniere spielen ? Oder Einstieg in die ITF Jugendturniere? Oder den direkten Weg in das Erwachsenentennis suchen?
Die wichtigste Person für diese Entscheidung ist meiner Meinung nach der Trainer. Ein guter Coach hat einen langfristigen Plan im Kopf und dieser Plan sollte natürlich mit den Jugendlichen und deren Umfeld klar abgesprochen sein.
Wie immer der Plan des Trainers auch in diesem Alter aussieht, eines muss ganz klar der einzig wichtige Aspekt sein: die Entwicklung des Jugendlichen in den nächsten Jahren.
Es gibt, wie wir alle wissen, viele Wege die zum Ziel führen, aber ohne geplante Entwicklung endet jede Laufbahn irgendwann in einer Sackgasse.
Und gerade diesen Weg einer konsequenten Entwicklung mit seinem Schützling zu gehen, das ist meistens die schwierigste Aufgabe des Trainers. Oft bedeutet Entwicklung ja auch, die Bedingungen und Grundlagen für das eigene Tennis gravierend zu ändern. Verbunden damit kann es passieren, dass man deshalb Niederlagen einstecken muss, die man vorher nicht für möglich gehalten hätte. Oder aber auch, dass man zuerst einen oder zwei Schritte zurück macht, bevor es wieder aufwärts geht. Als Sportler ist es dann nicht immer einfach dem Trainer zu glauben, oft ist es noch dazu so, dass das Umfeld zusätzlich Zweifel äußert und ungeduldig wird; es wäre ja nicht das erste Mal, dass Eltern oder Manager die Nerven verlieren.
Aber eines möchte ich noch einmal ganz klar festhalten: ein guter Trainer hat die langfristige Entwicklung im Kopf und auch den Charakter, essentielle Dinge zu ändern wenn es notwendig ist.
Ich versuche, unseren Jugendlichen auf diese Weise auch den Druck zu nehmen, der auf jedem einzelnen lastet. Es ist kein Drama, wenn Niederlagen auf Kosten der Entwicklung passieren. Vielmehr ist es für Jugendliche wichtig, ihre Persönlichkeit in diese Richtung zu entwickeln: „ ok ich hab` jetzt verloren; aber ich weiß, dass ich auf dem richtigen Weg bin und das, woran ich hart arbeite, funktioniert immer besser. Auf Jugendliche, die so denken, bin ich viel mehr stolz als auf jene, die zwar im Moment mehr gewinnen, aber eben nur Ergebnis orientiert sind. Weil ich überzeugt davon bin, dass auf lange Sicht die positive Entwicklung immer siegen wird.
Natürlich müssen auch wir Verantwortliche so denken, wir dürfen nicht zuviel Druck mit Ergebnissen und Ranglisten ausüben. Bei uns in der Südstadt gibt es sicher Rankingziele, trotzdem wird viel mehr auf die Entwicklung geachtet.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es nicht immer leicht ist, dies auch als richtig zu verkaufen. Natürlich wird von jedem Verantwortlichen ebenso wie vom Spieler Leistung gefordert - und da bedarf es oft vieler Gespräche, wenn alles länger dauert als erhofft. Manager, Medien, Eltern und der Verband wollen Erfolge sehen; wir alle, die als Trainer arbeiten, wollen sie nur zu gern liefern.
Ich bin überzeugt, dass es viele fähige Trainer in Österreich gibt, und mehr Vertrauen zu diesen Fachleuten bringt langfristig sicher die höchste Qualität. Für den Laien ist es sicher schwierig zu erkennen, wer diese fähigen Trainer sind. Unser Lehrreferent Harald Mair hat ein Konzept, wie dies in Zukunft leichter zu erkennen sein könnte.
Meine Unterstützung für dieses Konzept hat er jedenfalls und hoffentlich wird es bald Realität. Wenn ja, werden wir sofort informieren.
Auch Euch wünsche ich viel Erfolg beim Aufbau für die nächste Saison!

Gilbert Schaller
ÖTV-Sportdirektor

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