GILBERT SCHALLER - GEDANKEN 32
Tennis bietet zumindest in Österreich derzeit genug positiven Gesprächsstoff. Im Gegensatz zur Absagenflut von Paris-Bercy wird bei uns nach der gelungenen Veranstaltung in Wien nun den Verantwortlichen in Linz zu einem großartigen Turnier gratuliert. Dank des von Ticketseller Nr. 1, Maria Scharapowa, angeführten prominenten Teilnehmerfeldes war das Interesse enorm und der Erfolg sowohl sportlich als auch wirtschaftlich mehr als zufriedenstellend.
Trotzdem hatte ich mir von ihrer Performance ein wenig mehr erwartet. Vor knapp einem Jahr hatte ich ein Gespräch mit ihrem Vater und teilte ihm bei dieser Unterredung mit, wo ich bei Tamira noch sehr große Reserven sehe. Sie kann enorm viel Druck mit ihren Schlägen machen, aber hier sehe ich noch eine Reihe von Möglichkeiten zur weiteren Verbesserung, vor allem könnte Tamira die Balle noch viel früher im Aufsteigen schlagen. Im Match hatte ich das Gefühl, dass sie an diesem angesprochenen Bereich noch nicht gearbeitet hat. Es wäre meiner Meinung nach ganz wichtig, jetzt mit dieser Entwicklung zu beginnen; der Aufbau für das nächste Jahr steht an, und ich bin überzeugt, dass sie mit ihrem erfahrenen Coach Larry Passos an den wichtigen Dingen arbeiten wird. Zeit genug hat Tamira ja.
Das Match von Sybille Bammer musste ich im Fernsehen beobachten. Ich sah viele starke Ballwechsel an der Grundlinie. Nach dem gewonnenen zweiten Satz hatte ich das Gefühl, dass Sybille dieses Match gewinnen würde; nicht zuletzt auch durch das Service-Handikap wegen einer Schulterverletzung ihrer Gegnerin Jelena Jankovic. Man muss Jelena gratulieren, sie hat trotzdem auf sehr hohem Niveau weitergespielt und Sybille hat ihr in der einen oder anderen Situation durch Nervosität ein wenig geholfen. Aber auch bei Sybille sah ich, dass ihre Entwicklung sehr positiv ist, sie bereits aggressiver von der Grundlinie agiert und sie trotzdem ihr Potential noch nicht ausgeschöpft hat.
Eine gute Idee im Hinblick auf die Publikumswirkung ist das On-Court-Coaching, weil es uns die Spielerinnen so wie ihr Umfeld näher bringt und man kann sich besser mit den Athleten identifizieren. Das ist sicher positiv sowohl für die Protagonisten als auch ganz allgemein für das große Tennis.
Ich möchte auch die Gelegenheit nützen, um Barbara Schwartz am Ende ihrer Karriere alles Gute auf ihrem weiteren Weg zu wünschen. Barbara hat für das österreichische Tennis sehr viel getan, vor allem im Fedcup ist sie immer wieder über sich hinausgewachsen und hat für unser Land dort sehr schöne Erfolge gefeiert. Sie war immer eine sehr ruhige und fleißige Spielerin; leider haben sie Verletzungen immer wieder zurückgeworfen. Es wäre für das österreichische Tennis sehr gut, wenn sie ihre Erfahrung weitergeben könnte.
Was gibt es in der Südstadt Neues?
Martin Fischer und Philipp Oswald haben ihre Saison beendet, sie waren bei ihren letzten Turnieren der Saison doch schon etwas ausgebrannt. Mitte November werden beide mit dem Aufbau für das nächste Jahr beginnen.
Unsere Schülergruppen haben jetzt die schulintensive Zeit. Im Sport steht der konditionelle Aufbau und speziell beim Tennis die Verbesserung der Technik im Vordergrund. Verschont blieben unsere SpielerInnen heuer im Gegensatz zum Vorjahr von Verletzungen, die durch Überbelastungen verursacht werden - sicher ein Verdienst der verbesserten Struktur im Zusammenwirken mit unserem Physiotherapeutenteam, dem Konditionsteam und dem Tennis-Trainerstab.
Insgesamt bin ich mit der Arbeit in der Südstadt sehr zufrieden; die Trainer und ihre Schützlinge arbeiten hart und motiviert. Wenn wir diese Kontinuität halten - und davon bin ich überzeugt - werden auch die entsprechenden Ergebnisse nicht auf sich warten lassen.
Habt Ihr die Umstellung auf das Hallenspiel schon geschafft?
Viel Freude am Tennis!
Gilbert Schaller
ÖTV-Sportdirektor