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Generali Open Kitzbühel: Sensationslauf von Misolic erst im Finale gestoppt

Der ÖTV-Senkrechtstarter muss sich beim ATP-Turnier in Tirol Roberto Bautista Agut geschlagen geben.

Herbert Günther (Veranstalter), Roberto Bautista Agut, Filip Misolic, Markus Bodner (Veranstalter, Präsident des TC Kitzbühel) © | GEPA pictures/ Patrick Steiner

Was für ein Debüt! Bei seinem ersten Hauptfeldantritt auf der ATP-Tour überhaupt hatte Filip Misolic auf unglaubliche Art und Weise, nach zwei beeindruckenden Aufholjagden in Folge im Viertel- und Halbfinale, gleich sein erstes ATP-Endspiel erreicht – und das auch noch bei einem Heimturnier. Erst hier ist der riesige Sensationsmann beim Generali Open Kitzbühel am Samstagnachmittag nun gestoppt worden. Der erst 20-jährige Steirer (ATP 205) musste sich dem drittgesetzten Spanier Roberto Bautista Agut (ATP 20), nach 1:32 Stunden Gegenwehr, mit 2:6, 2:6 geschlagen geben. Für seinen routinierten, 34-jährigen Bezwinger, ehemals die Nummer neun der Welt, war dies der elfte ATP-Titelgewinn, aber erst ein zweiter auf Sand nach Stuttgart 2014. Der Schützling der zwei Ex-Profis Daniel Gimeno-Traver und Tomas Carbonell erhält dafür nebst 250 ATP-Zählern 81.310 Euro an Preisgeld und wird sich in der Weltrangliste um zwei Plätze auf Position 18 verbessern.

Filip Misolic ©GEPA pictures/ Patrick Steiner

Für Misolic bleibt dennoch mit enormem Abstand der größte Erfolg in seiner noch jungen Laufbahn. Mit den eroberten 150 ATP-Punkten wird sich der Grazer im ATP-Ranking jetzt auf Position 136 oder 137 schieben, je nach Ausgang des Finals beim ATP-Challenger in Zug, und wird damit am Montag erstmalig Österreichs Nummer eins sein. Zudem kann er sich über einen stolzen Preisgeldscheck von exakt 47.430 Euro freuen – was nicht allzu weit entfernt von einer Verdoppelung seines Karrierepreisgelds von bislang 60.677 Euro ist. Wie selten es vorkommt, dass ein Spieler bei seinem Debüt auf der Tour ins Endspiel vordringt, offenbart auch ein Blick in die offizielle ATP-Statistik. Denn Misolic ist erst der Dritte seit 2004 – nach dem Spanier Santiago Ventura, damals in Casablanca (Marokko), bzw. dem Argentinier Juan Manuel Cerundolo bei dessen Heimevent in Cordoba 2021. Im Gegensatz zu den beiden blieb Misolic einzig der Turniersieg letztlich verwehrt.

Bautista Agut: „Ich habe erwartet, dass es schwer wird“

Misolic hatte am Freitag zuerst den Serben Dusan Lajovic (ATP 80) nach einem 2:6,-3:5-Rückstand niedergerungen und noch am selben Tag gegen Hanfmann antreten müssen. Nach 1:4 mit Doppelbreak und 5:6 mit Break im dritten Satz hatte er sich in ein Tiebreak gerettet, das beim Stand von 1:0 für ihn witterungsbedingt abgebrochen worden war. In der Fortsetzung vom Samstagnachmittag behielt Misolic nach gesamt 2:25 Stunden mit 6:2, 2:6, 7:6 (4) die Oberhand. Rund 20 Minuten später ging es dann auch schon mit dem Titelkampf weiter, für den die Kräfte gegen den noch frischeren Bautista Agut allerdings nicht mehr recht reichten. Der Schützling von Ante Andric, der vor Ort von Touring Coach Lorenz Fink und in den ersten Turniertagen auch von ÖTV-Sportdirektor und -Davis-Cup-Kapitän Jürgen Melzer betreut wurde, fand zwar gleich zum 2:0 den ersten Breakball vor und ließ das begeisterte, wiederum so zahlreich erschienene Publikum vom Finaltriumph träumen, doch im nächsten Game kassierte er selbst das Break zum 1:2.

Nach Chancen auf beiden Seiten folgte trotz 40:15 und einem dritten Spielball auch das Doppelbreak zum 2:5. Der erste Satz war kurz darauf Geschichte. Im Zweiten wurde aus einem 1:0 ein 1:5, einzig bei 1:2 hatte Misolic auch seinen dritten Breakball in der Partie vergeben. Zunehmend fehlte es ihm am einen oder anderen rascheren Schritt, aber auch zu trocken und solide zog Bautista Agut sein Spiel durch, vom Anfang bis zum Ende. Und so durfte er letztlich beim zweiten Matchball über den hochverdienten Turniersieg jubeln – und seinen ihm bei seiner Siegerrede auf den Platz laufenden Sohn Roberto auf seinen Arm nehmen. „Dieser Center Court ist unglaublich. Ich konnte fast jedes meiner Matches vor vollen Rängen bestreiten und es war sehr speziell, diese Atmosphäre hier zu erleben. Ich habe jede einzelne Partie genossen. Ich bin überglücklich über den Titel“, so Bautista Agut, der wusste: „Es ist bereits längere Zeit her, dass ich auf Sand gewonnen habe. Ich habe zuletzt hart auf diesem Belag gearbeitet. Dies hat sich bezahlt gemacht. Ich habe erwartet, dass es schwer wird, er (Misolic; Anmerkung) hat hier gute Resultate gehabt.“

Misolic: „Das ist wie ein Traum“

Auch Misolic geriet indes ins Schwärmen, trotz seiner glatten Finalniederlage: „Es ist ein Wahnsinnsturnier. Ich spiele hier zum ersten Mal – und gleich im Finale. Es ist ein Traum für mich.“ Fair gratulierte er Bautista Agut zum Turniersieg: „Es ist eine Ehre, gegen dich zu spielen. Ich habe dich bloß im Fernsehen gesehen.“ Seine Dankesworte richteten sich an den Titelsponsor Generali, an sein ganzes Team („Ich denke, ihr habt wohl auch nicht erwartet, dass ich hier das Finale spiele“) und an das Publikum: „Ich könnte es mir nicht vorstellen, das Endspiel hier ohne euch zu spielen. Es ist unglaublich, hier zu spielen. Ich bin so glücklich, dass ich euch habe.“ Später führte er aus: „Ich habe hier jeden Moment sehr genossen. Es ist ein Traum für jeden Tennisspieler, in so einem Endspiel zu stehen“, befand er nach geschlagener Finalschlacht. „Ich bin so glücklich, dass ich fünf Matches vor so einem Publikum spielen konnte.

Die Doppelfinalisten Michael Venus und Tim Pütz sowie die Doppelsieger Pedro Martínez Portero und Lorenzo Sonego. ©GEPA pictures/ Patrick Steiner

Misolic zeigte sich absolut überzeugt: „Im Viertel- und Semifinale hätte ich das ohne das Publikum nicht geschafft. Sie haben mir im Viertel- und Halbfinale so viel Kraft gegeben, dass ich beide Male zurückkomme, um das Match zu drehen und zu gewinnen. Und heute auch. Ich bedanke mich dafür sehr. Es ist ein Traum, hier zu spielen.“ Ein solcher war die Woche auch für Pedro Martínez Portero und Lorenzo Sonego im Doppelbewerb, die dabei ihren ersten gemeinsamen ATP-Doppeltitel holten (für Sonego war’s gesamt der zweite). Der Spanier und der Italiener stoppten im Samstag zu Mittag ausgetragenen Finalmatch die topgereihten Tim Pütz (Deutschland) und Michael Venus (Neuseeland) nach rund 1:58 Stunden Spannung und Klasse 5:7, 6:4 und 10:8 im Match Tiebreak. Pütz/Venus drehten zwar den ersten Satz nach 1:4 mit Doppelbreak bzw. 3:5, konnten dann aber nicht mehr zulegen. Im Match Tiebreak führten sie allerdings noch dreimal mit einem Minibreak (2:0, 4:3 und 6:5), daraus wurde jedoch ein 6:9. Martínez Portero und Sonego nützten letztlich den dritten Matchball. Sie sicherten sich damit je 14.125 Euro Preisgeld, Pütz und Venus blieben je 7555 €.

Hier alle Ergebnisse des ATP-Turniers in Kitzbühel.

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