Zahlreiche Tennisbegeisterte kamen auf die Anlage des BMTC, um sich an der Diskussion, die von Sport-Landesrätin Dr. Petra Bohuslav eröffnet wurde, zu beteiligen. Erörtert wurden folgende Themen:
• Wie kann der Hype um Dominic Thiem positiv für das heimische Tennis genützt werden?
• Welche Schritte müssen gesetzt werden, um mehr Kinder für Turniertennis zu begeistern?
• Wie kann man in Österreich mehr international konkurrenzfähige Nachwuchsspieler hervorbringen?
• Was erwartet Eltern, deren Kinder Leistungstennis spielen?
Einigkeit herrschte bei den Diskutanten darüber, dass speziell im Mädchen-Nachwuchs mehr getan werden muss. Barbara Schwartz, ehemalige Weltklassespielerin und aktuell NÖTV-Cheftrainerin, machte sich dafür gleich in ihrem Eröffnungsplädoyer stark: „Damentennis ist weit hintangestanden in den vergangenen Jahren.“ Die Mädchen sollen vermehrt individuell gefördert werden und zu gemeinsamen Trainings ins Leistungszentrum in Linz kommen. Die neue Initiative vom ÖTV, dass jungen Spielerinnen mit ÖTV-Touringcoach Bernd Wetter auf ITF-Future-Turniere fahren können und der Verband dabei die Betreuerkosten fast zur Gänze übernimmt, lobt Schwartz als tolle Aktion. Hier hakte Alex Antonitsch ein. „Warum macht man gerade in Linz ein Leistungszentrum?“ – „Weil“, so ÖTV-Präsident Robert Groß, „dort die Qualität von Jürgen Waber vorhanden ist und eben die Kräfte in Oberösterreich gebündelt werden.“
Jeder Landesverband sein eigenes System?
Massive Kritik kam von Antonitsch und Thiem, weil jeder Landesverband sein eigenes Sport-System hat. „Es kann nur so funktionieren, dass der ÖTV die Struktur vorgibt und alle neun Bundesländer nach einem System im Bereich der 10- bis 14-Jährigen arbeiten. „Österreich ist zu klein für neun verschiedene Sportkonzepte“, war die gemeinsame Meinung. Speziell bei der technischen Ausbildung ortet Wolfgang Thiem grobe Mängel bei vielen 10- bis 14-Jährigen. „Die solide technische Ausbildung soll in diesem Alter im Vordergrund stehen, der Rest kommt danach. Wenn der Verband erst mit 14 beginnt zu fördern, ist es meist schon zu spät." Auch die österreichweite Einführung des so genannten: „Pflichtjugendlichen“ in der Mannschaftsmeisterschaft wurde gefordert. Antonitsch berichtet aus eigener Erfahrung als Kind beim Villacher Tennisverein, wo er als Pflichtjugendlicher spielen durfte.
Alex Antonitsch weist auch auf die immer geringer werdenden Teilnehmerzahlen der u8-, u9- und u10-Kinder bei Kids-Turnieren und Landesmeisterschaften hin. Hier verzeichnet man teilweise Rückgänge um 40 Prozent. "Da muss man dagegen steuern, zum Beispiel mit moderneren Turnierformaten." Antonitsch plädiert hier für eine einheitliche Lehr-Methode, mit der Kinder unter 10 Jahren in Österreich ausgebildet werden sollen. "Der nationale Verband muss Vorgaben geben und finanzielle Ressourcen zur Verfügung stellen."
Wolfgang Thiem analysierte, dass Trainer, die gute und talentierte Kinder in ihren privaten Tennisschulen haben, diese Kinder oft nicht zu den Landesverbänden oder zum ÖTV schicken, da sie Angst haben, sie zu verlieren. Daher haben die Landesleistungszentren und das nationale Leistungszentrum oft nicht die besten Spieler zur Verfügung. Denn anders als im Fußball, wo Vereine für ausgebildete Spieler Geld bekommen, verliert ein Trainer seine Einnahmen, wenn er Spieler abgibt. Thiem und Antonitsch plädieren dafür, die Trainer auch zu ermutigen, Spieler abzugeben und dann neue auszubilden. „Ein Trainer, der einen Spieler abgibt, muss dafür entlohnt werden“, sagte Thiem.
Die Diskussion, die als Rahmenprogramm des Spring-Bowl-Jugendturniers stattfand, wurde auch live auf Facebook übertragen und zeigte auch dort gute Zugriffszahlen.
Präsident Groß bedankte sich bei allen Anwesenden für die angeregte Diskussion und beim Organisator Raimund Stefanits für die gute Initiative.
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