Die äußeren Bedingungen haben sich kaum geändert, es hat nicht mehr als 20 Grad obwohl die Sonne nun das Match gegen den Hochnebel über dem Wörthersee gewonnen hat. Der Hartplatz - Opticourt - ist in bestem Zustand. Der Wind ist schwach - selbst Tennis zu spielen, wäre schön...
Umpirer ist nun Adel Aref aus Tunesien.
Spielbeginn: 13.10 Uhr.
Nicolas Lapentti ist in Österreich ein gern gesehener Gast, wie das Team Ecuadors überhaupt in seinem Auftreten hier in Pörtschach vom ersten Tag an trotz vieler Widrigkeiten mit Wetter und Platz besonders angenehm und immer freundlich war. Sportlich hat Nicolas hier in Österreich die Empfehlung der Turniersiege in Kitzbühel 2001 und St. Pölten 2002. Dazu den Sieg in Roland Garros über Thomas Muster, der mit diesem Match 1999 seine große Karriere beendet hat.
Stefan Koubek, von seinem Ausrüster mit Dreiviertel-Hose a la Nadal eingekleidet, beginnt als Aufschläger.
Und leider mit einem Break, weil er mit der Topspin-Vorhand von Lapentti, die hoch auf seine Rückhand kommen, Probleme hat. Der Gegner serviert stark, über 200 kmh und gibt nur einen Punkt ab - 0:2 aus unserer Sicht.
Ein erstes As auch von Koubek, gefolgt vom ersten Doppelfehler. Dann kommt die eingesprungene Rückhand nach Wunsch, noch ein As und das Game zum 1:2 ist da. Jetzt heißt es, sich schnellstmöglich auf die extreme, sehr harte Topspinvorhand des Klassemanns auf der anderen Seite einzustellen...
Und wir müssen uns auf lange Ballwechsel, wie auf Sandplatz, einstellen, bei denen Stefan im nächsten Game schon freier spielt; aber Lapentti macht das Game zum 1:3. Der Österreicher scheut sich nicht, die Vorhand des Gegners anzuvisieren; macht auch hier Punkte, als er im nächsten, seinem bisher stärksten, Game sehr aggressiv spielt und Nicolas zu Fehlern zwingt. Nur noch 2:3, aber Ecuador liegt mit einem Break voran...
Sicher ist schon jetzt: ans Netz kommen die beiden auch auf dem Hardplatz nur gezwungen und beim Shakehands am Schluss der Partie; aber das dürfte noch lang dauern...
0:30 bei Aufschlag Lapentti, dann schafft Stefan den ersten Breakball zum 30:40, vergibt ihn so wie den nächsten. Diktiert einen extrem langen Ballwechsel, setzt aber den abschließenden Schlag um Millimeter ins Out. Nach perfektem Vorhandangriff des Österreichers wieder Deuce. Aber beim fünften Breakball klappts: herausgeholt hat er ihn mit großer Aggressivität und den abschließenden Ballwechsel beendet er mit einem perfekten Stopp - 3:3. War`s ein ganz wichtiges Game??
Jedenfalls ist Stefan jetzt in Schuss, diktiert das Match, spielt mehr auf die Rückhand des Südamerikaners. Der hat nicht mehr so viel Zeit, seine Vorhand mit extremem Topspin zu spielen, ist in diesem "Tennis-Schach" nun in der Defensive. Mehrmals Einstand, dann das dritte Game hintereinander für Koubek - Österreich führt 4:3. Ein schönes Match, dass das Publikum in der gut gefüllten Werzer-Arena begeistert!
Beide gewinnen ihr nächstes Servicegame, Koubek sogar zu null - 5:4.
Lapentti auch auf love 5:5, Koubek auf love 6:5 für Österreich. Aufschlag Lapentti, 15:30; eine gewaltige Rückhand longline von Stefan bringt zwei Satzbälle! Lange Konzentration von Nicolas, er wackelt, aber Stefan "hilft" mit einem Outball...Vergibt bei der zweiten Chance eine Auflage, weil der Gegner den "Fangschuss" ausgräbt und nach unendlich langem Ballwechsel mit Stopp gleich zieht. Aber der dritte Satzball bringt die Entscheidung - 7:5 nach 48 Minuten, bravo Stefan, Österreich führt!
Der zweite Satz beginnt mit Service Koubek - und 0:30. Aber er schafft das 1:0. Ganz wichtig, jetzt am Drücker zu bleiben. Nicht nur für`s Match sondern auch ganz allgemein für Stefans Selbstvertrauen. Wir erinnern uns, dass er auch gegen Weltklasseleute wie Ferrero und Moya im ersten Satz spektakulär gespielt hat...
Lapentti schafft, nach harter Gegenwehr, das 1:1.
Enormer Einsatz von Koubek, der auch aussichtslos scheinende Bälle erläuft und sich das 2:1 erkämpft. 2:2, weil aller Einsatz bei perfekten Stopps von Nicolas nix nützt. Der Aufschläger dominiert jeweils - Koubek zu null auf 3:2 Österreich.
Aber nur bis zum sechsten Game, denn da holt sich Stefan das Break mit nur einem Gegenpunkt. Weil er fehlerlos spielt - trotz starker Aufschläge des Gegners.
Dem 4:2 folgt das 5:2. Zu null sogar, mit einem As und unerreichbaren Schlägen, die Lapentti eine resignierende Geste abfordern...
Bei Aufschlag des Gegners und 15:30 hoffen wir, aber Lapentti schafft das 3:5. Setzt dann Koubek unter Druck und tatsächlich gelingt ihm das Rebreak zum 4:5. Glück im Unglück für Stefan, dass er sich bei einem Sturz nicht verletzt.
Und dann überzeugt er uns: läßt sich nicht beirren, greift als Rückschläger bedingungslos an und holt den zweiten Satz mit 6:4. Ganz wichtig, nicht nur für diesen Länderkampf, in dem Österreich mit 5:0 Sätzen voran liegt, sondern vor allem auch für die nächste Turnierzeit von Stefan, der so hart darum kämpft, wieder an die Elite anzuschließen. Dass er die spielerischen Mittel dazu hat, beweist er hier gegen einen Klassemann.
Aber gewonnen ist dieses Match noch lang nicht; Nicolas Lapentti ist bekannt dafür, dass er auch über längste Distanzen gehen kann. Er hat 0:30 bei Service Koubek zu Beginn des dritten, aber der Kärntner hält sein Service unter dem Jubel des Publikums, der nach dem Break zum 2:0 zum Orkan wird...
Mit einem As schließt Stefan das nächste Game zum 3:0 ab; Captain Tom ist sichtlich zufrieden. Mächtige Aufschläge von Lapentti können nicht verhindern, dass Koubek mehrmals Einstand ereicht, aber dann das erste Game für Ecuador - 3:1.
Koubek führt 30:0, aber jetzt ändert Lapentti seine Taktik, spielt die Rückhand immer wieder mit tiefem Slice (einarmig). Das und auch das Bemühen des Österreichers, den Gegner mit Risiko ständig unter Druck zu halten, bedingt Fehler und schließlich das - nicht erwartete - Rebreak. Nur noch 3:2 - alles wieder offen, hab` ich gedacht. Denkste - Stefan macht sofort zu null das nächste Break auf 4:2!
Service Koubek, 0:40. Volles Rohr, 15:40; wieder harte Angriffe, aber Lapentti bringt alles zurück und als der Österreicher einen Ball um 5 Zentimeter ist Out setzt, heißt es nach Break Nummer 3 nur noch 4:3. Lapentti tauchg als Aufschläger jetzt doch öfter am Netz auf und versucht mit wechselndem Erfolg, mit Volleystopp abzuschließen. Er bringt sein Service durch, nachdem jeder Punkt dieses Games umkämpft war, 4:4.
Koubek stürzt wieder, Lapentti ruft nach dem gewonnenen Punkt zum 15:40 "Vamos!" - Pfiffe. Einen Breakball wehrt Stefan spektakulär ab, den nächsten verwandelt Nicolas ebenso schön - 4:5. Nach zwei Stunden 18 Minuten As zum 40:0 Lapentti, drei Satzbälle. Erst der dritte bringt Lapentti das vierte Game hintereinander, Ecuador mit 6:4 den ersten Satzgewinn. 2:1 Sätze also in diesem Match; die ca. 30 Schlachtenbummler aus Südamerika singen...
Jetzt scheint Stefan doch etwas angeschlagen zu sein. Er gibt seinen Aufschlag zu Beginn des vierten Satzes mit wenig Gegenwehr ab. Das täuscht anscheinend, denn beim Service Lapenti kämpft der Österreicher mit letztem Einsatz, gräbt einen exakt und hart gesetzten Angriffsball des Gegners aus, der überrascht den entscheidenden Fehler macht - Rebreak zum 1:1.
Bei 30:0 hoffen wir vergeblich auf das erste gewonnene Servicegame von Koubek nach dem 4:2 im dritten Set. Bei 30:40 wehrt er den ersten Breakball ab, beide haben mehrmals Vorteil, dann entscheiden ein paar knappe Outbälle Stefans für Lapentti - 1:2. Mächtige Aufschläge des Gegners, aber Koubek holt Breakbälle heraus und den dritten verwandelt er zum 2:2.
Dann - endlich!! - das erste gewonnene Servicegame, zu null sogar für Stefan, und Österreich führt 3:2. Nur kurz, Lapentti gleicht nach 30 beide aus auf 3:3. Mehr Kraft scheint der Mann aus Ecuador zu haben, wenn man die Aufschläge vergleicht; aber Koubek bewegt sich besser und letztlich wird wohl der Wille diesen Marathon entscheiden. Drei Stunden sind vorbei...
Koubek bringt sein Service - gegen die tief stehende Sonne - zu null durch, 4:3 Österreich. Lapentti muss sein nächstes Aufschlaggame gewinnen, konzentriert sich lang. 0:15, 0:30, dann setzt sich wieder der Gast durch, weil er nach diesem Service offensiv sein kann. 4:4.
Koubek ist dran, 0:30. Zwei tolle Volleystopps, dann 40:30 - und danach leider ein Doppelfehler zum Einstand...Der nächste Vorteil aber bringt die 5:4-Führung. Aufschlag Lapentti gegen den Matchverlust: Stopp - ins Netz, 0:15. Alle Möglichkeiten für Stefan im Vorlaufen - an die Netzkante, 15 beide. Ein unendlich langer Ballwechsel - 30:15. Das 5:5 schafft Nicolas, als er unfreiwillig ans Netz muss, sich ganz lang macht und mit Rahmenhilfe einen Volleystopp spielt.
Zu null auf 6:5, zumindest im Tiebreak ist der Österreicher, aber auf dieses Tiebreak kann ich verzichten...
Darf ich aber nicht, denn Lapentti macht das 6:6 mit nur einem Gegenpunkt. Er muss diese Satzentscheidung gewinnen, um einen fünften zu erzwingen, für Stefan würde es den Sieg bedeuten.
Koubek beginnt, einen langen Ballwechsel schließt der Gegner mit unerreichbarem Stopp ab. Je ein Punkt bei Service Lapentti - 1:2. Je einer bei Service Koubek, 2:3. Koubek wird ans Netz geholt, smasht im Fallen - 3:3 und Seitenwechsel. Muster springt auf, begleitet seinen Spieler...
Wieder ein unendlich langer Ballwechsel, Stopp/Lob Lapentti, unerreichbar - 3:4. Lapentti stürmt ans Netz, wird zweimal hart angespielt, der Fehler zum 4:4 ist erzwungen. Und dann die Führung nach knappem Outball - 5:4. Koubek treibt den Gegner von einer Ecke zur anderen, aber der "Fangschuss" landet im Out, 5:5. Der Ball schaut übers Netz, entschließt sich, bei Stefan zu bleiben - 5:6. Satzball, Aufschlag Koubek. Hohe Topspins mit Vor- und Rückhand von Lapentti, schließlich der Fehler und mit dem 5:7 im Tiebreak hat Ecuador nach drei Stunden 33 Minuten auf 2:2 Sätze ausgeglichen.
Wir erinnern uns an einige Marathonspiele von Stefan hier in Pörtschach, die er alle gewonnen hat. Wird er auch diesmal Kraft und Konzentration genug haben für den Sieg?
Der fünfte und letzte Satz beginnt mit Aufschlag des Gegners. Wieder ein sehr langes Game mit wechselnden Vorteilen, wieder schafft es Lapentti. Man muss diesen 29-jährigen wirklich bewundern; wie oft stand er schon vor der Niederlage und immer wieder hat er sich durchgekämpft. Koubek stellt mit nur einem Gegenpunkt auf 1:1.
As Lapentti, dann ist der Österreicher im Vormarsch, holt mit perfektem Volleystopp eine Breakchance heraus; vergeblich - 1:2. Aufschlag Koubek, ein hochklassiges Game - 2:2.
Wieder wird`s knapp und wieder setzt sich Lapentti durch, weil Koubeks Passierschlag um Millimeter ins Out geht. 2:3. Der Gegner nimmt eine Behandlungspause, Muster holt Stefan zurück auf die Bank, läßt ihn ohne viele Worte einfach relaxen, während der Masseur aus Ecuador die Oberschenkel seines Spielers bearbeitet. Nach genau vier Stunden...
Netzroller und Punkt Koubek, dann ein As auf 30:0. Zu null auf 3:3.
Lapentti läuft nicht mehr gut, das muss er aber bei seinem Service auch nicht. Nach wie vor schlägt er mit 200 kmh auf, drischt die Vorhand ins gegnerische Feld, spielt die Rückhand meist mit Slice, dann wieder mit Topspien, wechselt das Tempo. Und Stefan muss rennen. Leider problemlos 3:4, aber ebenso sicher kommt das 4:4. Das erste Break wird diesen fünften Satz, in dem es kein Tiebreak gibt, wohl entscheiden.
Wieder ein Sturz von Stefan, weil er sich nach einem Ball wirft. Aber außer einem Doppelfehler gibt es keinen Punkt - 4:5. Jetzt hab`ich - nach dem Sturz - und bei 0:15 (Doppelfehler) wirklich gezittert. Aber das 5:5 war eine sichere Sache.
Leider auch das 5:6. Und dann war es so weit: nach 30:0 vier knapp verschlagene Bälle und mit dem ersten Break hatte Nicolas Lapentti den entscheidenden fünften Satz mit 7:5 gewonnen. Nach exakt viereinhalb Stunden 7:5, 6:4, 4:6, 6:7, 5:7. der Länderkampf steht 1:1.
Morgen das wieder einmal besonders wichtige Doppel; ob Julian Knowle mit Jürgen Melzer oder Alexander Peya spielen wird, entscheidet Thomas Muster erst. Dass die Lapentti-Brüder antreten ist nur durch die Handgelenksverletzung von Giovanni in Frage gestellt.
Persönlich meine ich, dass Peya, der mit Knowle hier vor einem Jahr einen tollen Sieg über die Briten Henman/Rusedski errungen hat, eine gute Wahl wäre. Ein Tag Ruhe für Melzer, der Sonntag im Einzel gegen Nicolas zumindest physische Vorteile hätte. Andererseits haben Knowle/Melzer heuer schon die Weltspitze besiegt und Melzer hat bei seinem Blitzsieg kaum Kraft verbraucht. Koubek wäre jedenfalls bei 2:2 nach einem Tag Pause fast eine Bank.
Am Samstag jedenfalls ab 12.45 Uhr die feierliche Vorstellung der beiden Mannschaften und der Offiziellen. Um 13.00 Uhr Beginn des Doppels. Und dabei brauchen Sie unsere Spieler, liebe Tennisfans!
fk