Bei einer Pressekonferenz des Österreichischen Davis Cup Teams in der Südstadt war für Gilbert Schaller (Bild) klar, dass der Sieg gegen England über das Doppel führen wird.
Mit einem 5:0-Erfolg über Großbritannien vor 20 Jahren in Zell am See schaffte Österreich erstmals den Sprung in die Davis-Cup-Weltgruppe! Vom 19. bis 21. September 2008 kommt es auf dem „heiligen Rasen“ von Wimbledon erneut zu diesem Duell, in dem abermals die Zugehörigkeit zu den 16 besten Tennis-Nationen der Welt auf dem Spiel steht!
Seit 1955 gab es zehn Davis-Cup-Länderkämpfe zwischen Großbritannien und Österreich. In der Bilanz liegen die Briten zwar mit 7:3 voran, doch neben dem 5:0-Triumph des roten-weiß-roten Teams im Jahr 1988 in Zell am See entschied Österreich auch das bisher letzte Duell 2004 in Pörtschach nach dramatischem Verlauf mit 3:2 für sich.
Im damaligen Aufgebot standen mit Jürgen Melzer, Julian Knowle und Alexander Peya drei heimische Asse, die auch dieses Mal für Österreich die Kastanien aus dem Feuer holen sollen. Knowle und Peya rangen in Pörtschach im Doppel Tim Henman und Greg Rusedski dank einer Weltklasseleistung in vier Sätzen nieder. „Das war mein bisher schönster Erfolg im Davis Cup“, so Alexander Peya, der erstmals seit der 1:4-Niederlage gegen Argentinien im Februar 2007 in Linz wieder dem heimischen Aufgebot angehört.
Dem Doppel wird auch in Wimbledon eine entscheidende Bedeutung zukommen. „Alles andere als ein 1:1 nach dem ersten Tag wäre eine Überraschung. Das Doppel wird den Ausschlag geben, wohin die Reise geht“, weiß Julian Knowle. Die Meinung des Vorarlbergers teilt auch John Lloyd, hat doch der britische Kapitän mit dem Weltranglisten-Vierten und US-Open-Finalisten Andy Murray sowie Alex Bogdanovic (ATP-Rang 172) nur zwei Einzelspieler nominiert. Mit Jamie Murray und Ross Hutchins bieten die Hausherren zudem zwei Doppel-Spezialisten auf, die über kein Einzel-Ranking verfügen.
Mit viel Selbstvertrauen tritt Österreichs Nummer eins Jürgen Melzer die Reise nach London an. „Ich habe in den vergangenen Wochen super Tennis gespielt. Ich kann mich nicht darüber beschweren, wie es zuletzt bei mir gelaufen ist“, sagt der Niederösterreicher, der in Kitzbühel das Endspiel und bei Olympia in Peking das Viertelfinale erreicht hat. In seinem Drittrunden-Match bei den US Open fehlten Melzer gegen Andy Murray bei einer 2:0-Satzführung im Tiebreak des dritten Durchgangs nur zwei Punkte zum Sieg, doch ausgerechnet in dieser Phase packte der Schotte sein bestes Tennis aus und drehte die Partie letztlich noch um. Melzer: „In New York hat es nicht zum Sieg gereicht. In Wimbledon nehme ich einen neuen Anlauf.“
Topstar Andy Murray will seine Briten zum Sieg gegen Österreich führen
Neben dem aktuellen Weltranglisten-Vierten Andy Murray, der in der Nacht auf Dienstag das US-Open-Finale gegen Roger Federer mit 2:6, 5:7, 2:6 verloren hat, steht mit Alex Bogdanovic (ATP-Rang 172) nur ein weiterer Einzelspieler im britischen Aufgebot für das Duell im Rasentennis-Mekka mit Österreich. Lloyd setzt voll auf die Doppel-Karte, hat er doch mit Andy Murrays Bruder Jamie (ATP-Doppel 33) und Russ Hutchins (ATP-Doppel 83) zwei Spezialisten in sein Aufgebot geholt, die über kein Einzel-Ranking verfügen.
„Ich bin überzeugt, dass ich jenes Team nominiert habe, das die besten Chancen besitzt, um uns in die Weltgruppe zurückzubringen. Andy hat in diesem Sommer fabelhaftes Tennis gespielt und ist jedem Gegner gewachsen. Ich habe einige Optionen für das Doppel, das so oft das entscheidende Match in einer Davis-Cup-Begegnung ist. Alex Bogdanovic kommt gerade rechtzeitig wieder in Form. Österreich ist ein schwerer Gegner, aber mit der Unterstützung der Zuschauer können wir gewinnen. Wir werden in den drei Tagen mit Sicherheit aufregendes Tennis sehen“, sagte Lloyd.
ÖTV-Kapitän Gilbert Schaller zeigte sich von der Zusammensetzung der britischen Mannschaft ein wenig überrascht. „Es hätte auch im Einzel mit Richard Bloomfield eine Alternative gegeben, aber Lloyd hat sich für mehrere Optionen im Doppel entschieden“, sagte Schaller, der dem Doppel ebenfalls entscheidenden Charakter beimisst. „Das Doppel wird das Schlüsselmatch werden. Wer mit einer 2:1-Führung in den Sonntag geht, hat alle Trümpfe in der Hand“, meinte der Steirer, der die Briten leicht favorisiert.
„Sie haben mit Andy Murray die Nummer vier der Welt im Team. Er wird nach seinen Leistungen bei den US Open mit viel Selbstvertrauen nach Wimbledon kommen. Aber Jürgen Melzer war in New York knapp dran, ihn zu bezwingen. Jürgen weiß, dass er Murray schlagen kann“, erklärte Schaller, der davon ausgeht, dass das Interesse am Davis Cup Großbritannien gegen Österreich nach Murrays Vorstellungen bei den US Open gestiegen ist. Schaller: „Ich rechne mit einem vollen Haus.“ Court 1 in Wimbledon fasst 11.000 Besucher.